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Brunei Darussalam


Ich bin gespannt auf Brunei, weiss ich doch nicht sehr viel über dieses winzige Land. Ich weiss nur, dass es islamisch und ein Sultanat ist. An der Grenze machen die Beamten grosse Augen, als ich mit meinem Motorrad anrolle. Äusserst freundlich werde ich willkommen geheissen. Erst werden viele Fragen über meine Reise gestellt, vorallem wie um Himmels Willen ich ausgerechnet nach Brunei kommen würde. Sie sagen mir, dass sie im Jahr höchstens 2 bis 3 ausländische Nummernschilder zu Gesicht bekämen, malaiische mal ausgenommen. Dieses Jahr wäre ich der erste überhaupt! Es sind nur wenige Fahrzeuge, die die Grenze passieren. Offenbar besteht ein vereinfachtes Grenzübergangsverfahren mit Malaysia, denn die Automobilisten zeigen jeweils nur eine Karte und werden dann durchgewunken. Sehr speditiv! Die Zöllner sind fast arbeitslos. Auf jeden Fall haben sie einen äusserst lockeren Job. Da bin ich natürlich eine willkommene Abwechslung. Ich hätte viel schneller über die Grenze kommen können, doch zog sich der Schwatz in die Länge. Kein Problem, es war erst kurz vor Mittag und wenn man will, dann durchfährt man Brunei in 2 bis 3 Stunden. Es ist auf der Strasse lediglich ca. 130 km lang! Die Gesamtlänge der Grenze zum einzigen Nachbarn Malaysia beträgt 381 km, die Küstenlinie beträgt 161 km.

Ich wollte also nicht „husch-husch“ durch das Land brausen. Anstatt sofort in die Hauptstadt zu fahren, wo mich die Biker erwarteten, hielt ich in Seria, der ersten Stadt nach der Grenze, an um dort zu übernachten. Ich fand ein angenehmes, nicht zu teures Hotel und duschte erst mal ausgiebig. Dann brach ich zu einem Bummel durch die Stadt auf. Es war eher enttäuschend. Es gab eigentlich nichts sehr spannendes. Hier eine Moschee, dort eine Ölförderpumpe. Die Leute staunten ob meiner Anwesenheit, waren aber sehr freundlich und eher zurückhaltend. Auf der Karte entdeckte ich eine Seitenstrasse, die in den Dschungel führte. An dessen Ende war ein Dorf der „Iban“ eines der Eingeborenen-Völker auf Borneo. Sie leben hauptsächlich in Sarawak und Brunei. Das spannende ist, dass sie noch heute in ihren traditionellen Langhäusern wohnen. Ich sah bereits welche auf meiner Fahrt durch Sarawak, wollte mir aber nun mal solche Häuser aus der Nähe anschauen. Zudem hatte ich ja bei diesen kurzen Entfernungen haufenweise Zeit. Diese Seitenstrasse war bis zu ihrem Ende lediglich 60 km lang. Sie war zu meiner Überraschung durchwegs asphaltiert und in hervorragendem Zustand. Aber sie war kurvenreich und super zum gemütlich durch den Wald zu tuckern. Eine sehr schöne Gegend. Die Strasse führte etwas aufwärts und so hatte ich zwischendurch immer wieder mal einen Weitblick. Ich sah einen durch ein paar Dörfer und landwirtschaftliche Anbauflächen verstümmelten Primärwald. Ein weites Blätterdach mit vielen Narben drin. Auf den letzten Kilometer sah ich immer mehr von diesen Langhäusern. Sie waren relativ einfach mit Holzplanken zusammengezimmert. Früher hatten sie wohl  Strohdächer, doch heute haben sie alle rostige und hässliche Wellblechdächer. Tja, der Fortschritt! Trotzdem, es war interessant, diese Häuser mal aus der Nähe zu sehen. Ich verstehe diese Wohnform allerdings nicht ganz, denn Privatsphäre haben die kaum, so nahe beieinander wie sie wohnen. Aber man spart zweifellos Baumaterial, fallen doch zwei Wände weg...

Ich geniesse die 60 km zurück zur Hauptstrasse. Ich bin fast alleine. Nur eine Gruppe von Velorennfahrer sind unterwegs und vereinzelt mal ein Auto. Als ich eine Pause bei einem schönen See mache, hält die Gruppe Velofahrer ebenfalls an. Die Gruppe entpuppt sich als eine Polizeieinheit, denn der Chef der Gruppe kommt zu mir und beginnt ein Gespräch. Er fragt mich, ob ich Thierry und auf dem Weg zu „Zaj Skydiver“ (der Biker) in Bandar Seri Begawan sei? Ich staunte nicht schlecht. Er sei auch ein Biker und habe es über Facebook erfahren, wo ich angekündigt wurde. Tja, und so viele Motorradreisende sind in Brunei nicht unterwegs... Lustige Episode. Später sollte ich ihn dann nochmals in Bandar, der Hauptstadt, zusammen mit den anderen Biker treffen.

Bevor ich in die Bandar Seri Begawan einfahre, mache ich noch einen Umweg an das äusserste Kap, eine Landzunge, die ins Meer ragt. Allerdings gibt’s nicht viel zu sehen. Ein grosser Hafen, Industrieanlagen aber auch ein kilometerlangen, leeren Sandstrand. An den Weekends ist hier wohl einiges los, denn es gibt’s einen grossen Park mit vielen Buden, die jetzt aber alle geschlossen sind. Ich mache ein paar Fotos und mache mich nach Bandar auf. Obwohl die Haupstadt, erscheint sie mir nicht allzu gross zu sein. Ok, die Gesamtbevölkerung beträgt ja nur etwa 380'000 Einwohner. Ich google später nach und siehe da, sie hat lediglich 33'000 Einwohner. Ein Kleinstadt also. Entsprechend übersichtlich ist sie, das Zentrum ist schnell gefunden. Ich suche und finde rasch ein passendes Hotel. Ich verabrede mich mit Zaj Skydiver, der mir von Afiq vermittelte Motorradfahrer, für den Abend. Er holt mich mit 2 Kumpels ab und wir fahren in ein Lokal und geniessen ein feines Nachtessen. Wiederum sehr sympathische und freundliche Kerle. Sie freuen sich sichtlich, einen europäischen Motorradreisenden zu Gast zu haben. Sie laden mich ein, morgen Samstag an einem Motorradtreffen teilzunehmen. Wow, schon wieder, denke ich, das ist ja der Hammer, so viele Motorradtreffen erleben zu dürfen. Offenbar finden die jedes Wochenende statt.

Zaj und 3 seiner Kumpels holen mich am nächsten Morgen im Hotel ab. Wir fahren etwa 30 Kilometer zum Treffpunkt. Ich staune nicht schlecht, denn da sind bereits etwa 50 Motorräder. Ein grosses Hallo, viele Fragen. Viele Fotos. Wie immer. Es ist auch diesmal äusserst herzlich, höflich und respektvoll. Das Treffen findet auf einem grossen Parkplatz eines Warenhauses statt, dass offenbar seine Eröffnung feiert. Wir werden mit Trinken und Essen versorgt. Auch eine Show mit aufgemotzten Autos findet statt. Ich realisiere, dass es sich gleichzeitig um ein Treffen verschiedener  Motorradclubs handelt. Es findet eine Versammlung unter einem grossem Partyzelt statt. Der Bruder von Zaj, der einer der Clubpräsidenten ist, hält eine kurze Rede und dann wird gemeinsam gebetet. Wow! Das habe ich an einem Motorradtreffen noch nie erlebt. Man stelle sich das in Europa vor... Danach werden diverse Ehrungen vorgenommen und Auszeichnungen überreicht. Ich habe natürlich nichts verstanden und darum keine Ahnung um was es ging. Aber plötzlich wechselt er auf Englisch um und stellt mich vor. Ich werde nach vorne gebeten und werde mit kleinen Geschenken richtiggehend überschüttet. Ein Wimpel, ein Pin, ein Notizheft mit Kuli, verschiedene Sticker der Brunei-Flagge in gross und in klein sowie der diversen Clubs. Unglaublich! Ich bin verlegen ob so viel Aufmerksamkeit.

Biker der Pemoda-Motorradclub-Vereinigung

 

Nach der Versammlung wird Mittag gegessen und während des Essens kommen immer wieder Leute vorbei und stellen Fragen über die Reise. Sie sind schwer beeindruckt und können es sich kaum vorstellen, eine solch lange Reise zu unternehmen. Einige räumen zwar ein, dass es für sie sicherlich ein Traum wäre, aber keine Chance hätten, es zu verwirklichen. Es ist immer wieder lustig zu beobachten, wie Menschen teilweise reagieren, wenn sie für einmal jemanden leibhaftig vor sich haben, der so was durchzieht. Einige werden nachdenklich, einige entschuldigen sich beinahe, dass sie es nicht machen können, wiederum andere beginnen an zu träumen und weitere kommen nicht mehr aus der Fragerei raus. Egal was, eine Reaktion löst es bei den Meisten aus – erst recht bei Motorradfahrer...

Nach etwa 3 Stunden verlassen wir das Gelände wieder und fahren zurück nach Bandar. Nachdem sich die Gruppe  langsam aufgelöst hat, zeigen mir Zaj und drei seiner Kumpel noch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Bandar. In erster Linie sind das zwei wunderschöne Moscheen. Sehr beeindruckende Gebäude. Dann gibt es noch das „Wasserdorf“ zu erwähnen. Bandar wird von einem grossen Fluss durchflossen und auf der einen Seite liegt das Wasserdorf. Es ist eine eindrückliche Front von Häuser, die auf Stelzen im Wasser stehen. Sieht super aus, ich bin beeindruckt. Ich will danach die ganze Gruppe zu einem Abschiedsnachtessen einladen, aber ich habe keine Chance damit. Denn umgekehrt, wollen SIE mich zu einem Nachtessen einladen, an dem ich die lokalen Spezialitäten kennen lernen soll. Wir gehen in kleines Lokal, wo man scheint’s ausgezeichnet essen könne. Sie bestellen eine Menge verschieden Sachen und lassen es mich kosten. Da sind Meeresfrüchte, Fische, ein Huhngericht, selbstverständlich Reis, diverse Saucen und eine weisse, klebrige Masse, die man mit zwei Stäbchen aufrollt und in die Saucen tunkt. Die Masse hat eigentlich keinen eigenen Geschmack, es ist die Kombination mit den Saucen, die es ausmacht. Zu meiner Überraschung ist es ziemlich lecker. Sie amüsieren sich köstlich, als ich Schwierigkeiten habe, die Masse richtig aufzurollen. Wir verbringen einen tollen und lustigen Abend. Bezahlen darf ich einmal mehr nicht. Da nützt alles drängen nichts, es kommt ganz einfach nicht in Frage! Überhaupt habe ich bei meinem Aufenthalt in Bandar lediglich für mein Hotel bezahlt. Ansonsten wurde ich immer eingeladen und nie durfte ich mich revanchieren. Es sei eine Ehre und gehöre zur Gastfreundschaft. Punkt! Keine Diskussion!

Morgen will ich weiterziehen. Zaj und ein Freund von ihm offerieren mir, dass sie mich bis an die Grenze begleiten. Sie telefonieren noch mit einem weiteren Motorradkumpel und bitten ihn, mich auf der anderen Seite der Grenze in Empfang zu nehmen. Einfach rührend, wie sie sich um mich kümmern. Tatsächlich läuft es am nächsten Tag genau so ab. Zaj holte mich pünktlich zur vereinbarten Zeit ab und brachte mich bis zur Grenze. Dort wartete bereits der Freund. Nun gilt es noch zu erwähnen, dass das Territorium von Brunei etwas kompliziert ist. Obwohl ein solch kleines Land, ist es trotzdem in zwei Teile geteilt. Nach Durchquerung des ersten, grösseren Teils, kommt man wieder durch einen Streifen Malaysia, das immer noch zu Sarawak gehört. Dieser Streifen ist in etwa 20 Min. durchquert und schon steht man wieder an einer Grenze. Allerdings muss man nun einen Grenzfluss mit einer Fähre überqueren. Danach steht man wieder in Brunei und zwar in der Provinz Temburon.  Auf der anderen Seite des Flusses sind die Grenzformalitäten zu erledigen. Dieser Teil Bruneis ist in etwa einer halben Stunde durchquert und dann steht man schon an der Grenze zu Malaysia. Allerdings beginnt hier Sabah, die östlichste Provinz Malaysias. Wenn man also den Weg über Brunei nimmt, muss man in kürzester Zeit vier (4!) mal eine Grenze überqueren und sage und schreibe acht (8!) mal Papiere erledigen! Zum Glück ist der Verkehr sehr spärlich und die Beamten oberfreundlich. Es ist alles kein Problem, man braucht jeweils keine 20 Minuten. Es macht sogar Spass wenn man sieht, wie ungläubig aber äusserst freundlich man von den Beamten abgefertigt wird. Alles sehr entspannt. Der dazugehörende Schwatz braucht jeweils mehr Zeit als der Papierkram! Der Kollege von Zaj, dessen Name ich leider nicht mehr weiss, begleitet mich über alle Grenzen und fährt mit mir noch bis zur ersten Stadt in Sabah. Er hat bereits organisiert, dass wir in Temburon, dem letzten Stück von Brunei, von drei weiteren Motorradfahrer in Empfang genommen werden. Und so fahren wir zu fünft ein paar Kilometer bis zur ersten Stadt, wo wir zusammen Mittag essen. Einfach herrlich. Ich komme mir vor wie ein kleiner Star, so wie ich von einem Motorradfahrer zum nächsten weitergereicht werde und wie sie mich alle freudig und voller Respekt  in Empfang nehmen. Es sind wirklich sehr schöne Erfahrungen, die ich in Malaysia und Brunei machen darf...

 

 

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