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Jordanien

Der Grenzübergang nach Jordanien war einfach. Die jordanischen Grenzer konnten sogar ganz gut Englisch und waren sehr hilfsbereit. 45 Minuten und ich war in Jordanien.

Ich fuhr als erstes in die etwa 50 km von der Grenze entferne Stadt Jermash. In Jermash war eine römische Stadt und es gibt wunderbare Ruinen zu bestaunen. Ich investierte einen Tag.

Tagsdarauf ging’s nach Amman, die Hauptstadt Jordaniens. Ich war allerdings enttäuscht von der Stadt. Wieder ein riesiges Puff, sprich Verkehrschaos und nicht viel kulturhistorisches zu erforschen ausser einem römischen Amphitheater und eine Zitadelle auf einem Hügel. Einzig die Lage von Amman ist super. Sie ist auf verschiedenen Hügel verstreut. Der Anblick aus etwas Distanz sieht toll aus, aber aus der Nähe ist alles schmuddelig, kaputt, staubig. Ich beschliesse, nur eine Nacht zu bleiben und tagsdarauf an das Tote Meer zu fahren.

Ich freue mich, an den tiefsten Ort der Erde zu kommen. Amman liegt auf ca 900 M.ü.M. Wie tiefer ich komme, desto heisser wird’s. Untern am Meer zeigt mein Thermometer unglaublich 43 Grad an. Ich laufe aus…! Doch was für eine Enttäuschung die Region um das Tote Meer doch ist. Alles ist staubig, steinig, gelb-grau, öde. Eine einzige Strasse führt dem Meer entlang. Alles ist eine Geröllwüste, nicht Grünes. Es gibt lediglich zwei offizielle Badstrände, wo sich alle Touristen zusammendrängen. Es ist auch der einzige Ort, wo man etwas essen kann. Ich stellte mir vor, dass ich am Meer übernachten und etwas schwimmen gehen werde. Die einzigen Hotels, die dort anzutreffen sind, sind 4- und 5-Sterne-Kästen und es sieht alles andere als einladend aus. Ich bin ernüchtert. Einzige Freude ist, dass mein GPS mir – 391 Meter anzeigt. Ich fotografiere es um es festzuhalten. Darauf esse ich was in diesem Tourispot und beschliesse gleich weiterzufahren bis zum Roten Meer. Zum Glück ist Jordanien ein kleines Land und die Distanzen daher eher mässig gross.

So fahre ich durch bis nach Aqaba am Roten Meer. Wie weiter südlich ich komme, desto „wüstiger“ wird es. Ich meine diesmal wirklich Wüste, so wie unsereins sich eine Wüste vorstellt. Mit Sand und so. Es ist sehr heiss und es wird immer einsamer. Ich bin quasi alleine unterwegs. Da die Strasse entlang der israelischen Grenze entlang führt, gibt es ab und zu eine Militärkontrolle. Aber die Soldaten scheinen sich über mein Erscheinen zu freuen. Ist es doch eine Abwechslung, eine grosses Motorrad zu sehen. Einer, mit Maschinengewehr um den Hals gehängt fragt, ob er etwas Gas geben dürfe und er dreht mit leuchtenden Augen am Gasgriff.

Es ist bereits Dunkel, als ich in Aqaba ankomme. Ich sah etwa 30 km vor Aqaba einen schönen Sonnenuntergang in der Wüste, doch graute mir, im Dunkeln eine Unterkunft suchen zu müssen. Ich fand sie ein paar Kilometer südlich von Aqaba, direkt am Strand. Ich wollte ein paar Tage ausspannen und im Roten Meer tauchen gehen.

Das Hotel war super. Mit Swimming-Pool und Internet und gleich über die Strasse war der Strand. Und mit Fr. 30.00 war es auch noch realtiv günstig. Ich traf Deutsche, Ungarn Franzosen im Hotel an und hatte somit auch noch etwas Unterhaltung.

Die Tauchgänge waren eher enttäuschend, nachdem was ich alles gehört hatte. Ich machte deshalb lediglich 2 Tauchgänge. Vermutlich bin ich bereits zu verwöhnt. Einzig ein relativ grosses Frachtschiffwrack war interessant zu betauchen. Ich fragte meinen Tauchguide, weshalb es hier mässig toll ist zu tauchen. Er meinte, dass es von Egypten aus viel besser sei, weil Aegypten am offenen Meer liege und wir hier lediglich an einem kleinen Seitenarm seien. Es seien Ihnen hier auch keine Tauchboote erlaubt, weil wir hier in einem Vierländereck liegen. Tatsächlich ist wenige Kilometer südwärts die saudiarabische Grenze. Die Stadt Aqap grenzt an Israel und gleich gegenüber sieht man Aegypten. Also durften wir nur vom Strand aus tauchen gehen. Das erklärt manches.

Nach 3 Tagen Pause fahre ich wieder nordwärts. Das Ziel ist die famose und sagenumwobene Stadt „Petra“, die vollständig in Felsen gehauen ist. Die Fahrt führt in die Berge, die Landschaft ist aber nach wie vor sehr trocken und karg und es ist kaum etwas Grünes zu sehen.

Petra kann als eines der absoluten Höhepunkte aller Ruinen, die ich bisher gesehen habe (und das waren nicht wenige), bezeichnen. Viele kennen den Film „Indian Jones und der letzte Kreuzzug“ mit Sean Connery als Vater des Indiana Jones. In diesem Film spielen die Schlussszenen vor dem berühmten Felsentempel in Petra.

Leider, wie in allen archäologischen Topausgrabungsorten, trampeln sich die Touristen auf den Füssen rum. Das ist das einzig wirklich nervende an diesen Besichtigungen. Immer steht doch irgend so ein Trottel im Bild… Die individuellen Reisenden gehen ja noch, schlimm sind die Reisegruppen. Die Cars fahren beinahe Karawanenartig an und en jeder spuckt an die 40 bis 50 Touris aus. Und man würde nicht glauben, wie viele betagte Menschen unterwegs sind! Ich würde das Durchschnittsalter der Touris an diesen historischen Orten bei 60 schätzen! Es ist unglaublich! Und alle folgen wie eine Schafherde dem Reiseführer und blockieren ewig einen Raum, einen Gang oder einfach den perfekten Winkel für ein Foto!!! ICH HASSE REISEGRUPPEN!!! Da sitzt man gemütlich auf einem Turm oder in einem Raum und lässt die Stimmung auf sich einwirken und da trampelt so eine Gruppe herauf oder hinein und fertig ist’s mit der guten Stimmung, grrrrr!!!!

Nach einer Übernachtung in Wadi Musa, der Stadt neben Petra, fahre ich am nächsten Morgen weiter nördlich nach Madaba. Ich fahre den „Kings Highway“, welche sich als wunderschöne, über sanfte Hügel und durch Täler schlängelt. Es ist eine Nebenstrasse und wird nur von den lokalen Anwohner benutzt. Der Hauptverkehr fährt auf der ein paar Kilometer weiter östlich liegenden Autobahn. Es ist eine wunderbare Fahrt, die ich sehr geniesse.

Als ich, etwa 1 Stunde von Madaba entfernt von der oberen Kante eines grossen Canyon, bzw. Tals mit Stausee langsam den Berg herunterfahre, sehe ich am Strassenrand ein kleine, sehr einfache Raststätte und einen Typ der mich wild zu sich winkt. Ich denke, dass eine Teepause gar nicht so schlecht wäre. Ich halte an und mache Pause. Der Typ heisst Sam und kann überraschend gut Englisch. Er ist ein recht wild dreinschauender Kerl, 42 Jahre alt. Er war beim jordanischen Militär und Spezialist für Hydraulik an Kampfjets. Er wurde in den USA weitergebildet, darum sprach er auch so gut Englisch. Er hatte die Schnauze voll vom Militär, dem sozialen Druck, der Religion, der Gesellschaft und so weiter. Ein Aussteigertyp. Vor 4 Monaten hat er sich dieses kleine Plätzchen von der Regierung gepachtet und führt nun dieses kleine Café mit etwas Souvenirverkauf an Touristen. Er redete wie ein Buch, machte ständig Witze und war hocherfreut mich zu treffen. Er lud mich nach mehreren Tassen Tee ein, bei ihm zu Nacht zu essen und zu übernachten. Es sei Abends immer alleine und würde sich für einmal über Gesellschaft sehr freuen. Er war wirklich ein liebenswerter und warmherziger Kerl. Ein französisch/italienisch Päärchen hielt mit ihrem Mietauto ebenfalls an und gesellte sich zu uns. Auch ihnen machte er das Angebot. Wir entschlossen uns alle gemeinsam, dort zu übernachten. Das sei doch ein tolle Gelegenheit. Zumal die Aussicht von der Kante runter in das Tal mit dem Stausee wirklich wunderschön war. Sam nannte sein Café deshalb auch ganz unbescheiden: „Grand Canyon Café“.

Wir schauten uns einen grossartigen Sonnenuntergang an und danach grillierte und Sam ein Nachtessen: Poulet mit gegrillten Tomaten, Zwiebeln und Pfefferschoten. Dazu das übliche Fladenbort, das überall in Syrien und auch Jordanien gegessen wird. Wir schliefen auf einer seiner vielen Couches unter einem Beduinenzeltdach, sprich grossen, aus Schafswolle gefertigte Decken. Der Sternenhimmel war schlicht grandios, da wir weit weg von Lichtquellen waren. Ich erwachte rechtzeitig um den Sonnenaufgang zu sehen, der ungefähr um halb sechs stattfindet. Nach einem einfachen Frühstück verabschiedete ich mich um ca. 8 Uhr und fuhr weiter gen Madaba. Es war ein tolles Erlebnis beim amüsanten und ultralieben Sam zu übernachten. Er hörte nicht auf Geschichten zu erzählen und über die Regierung herzuziehen. Aber vor allem jammerte er ständig, dass er auf seine grosse Liebe wartet, die eines Tages ganz bestimmt an seinem Café anhalten wird! Er hätte ja sooooo viel Liebe zu vegeben. Beim Abschied umarmte er mich kräftig, dürckte seinen Kopf auf meine Brust und begann doch tatsächlich zu weinen an. Ich glaube er meinte es wirklich so, wie es aussah – ein herzensguter Mensch!

Da ich so früh dran war, konnte ich vor Madaba noch einen kleinen Umweg einbauen. Ich war nur wenige Kilometer Luftlinie östlich vom Toten Meer (ich fuhr ja parallel zur Strasse, die entlang dem Toten Meer führt wieder nordwärts). Dazwischen liegt eine langgezogene Bergkette. Ich sah auf der Karte, dass es eine Strasse gibt, die über die Berge zum Meer führt und eine andere wieder zurück nach Madaba. Eine Zusatzschlaufe quasi. Auch sah ich, dass es auf dieser Strasse eine Burg zu besichtigen gäbe. Zum Glück machte ich diesen Umweg, den die Gegend war superschön. Eine wunderschöne Aussicht auf das Tote Meer öffnete sich und diesmal sah das Meer viel schöner aus, als aus der Nähe! Die Strasse führt runter in eine Schlucht und schraubte sich steil auf der anderen Seite wieder hoch. Viele Kurven und alleine unterwegs. Es war traumhaft! Die Burg sah ich mir nur aus der Ferne an, konnte man doch nur hinauflaufen und in meinen Motorradstiefen wollte ich mir das nicht antun. Zudem sah ich vom Gegenhang aus deutlich, dass es nicht viel zu sehen gäbe, ausser der Aussicht natürlich. Ich bevorzugte, die Fahrt auf dieser Superstrasse weiter zu geniessen und fuhr weiter.

Immer wieder sieht man im ganzen Land Beduinen, die mit ihren Schafherden herumziehen. Wenn sie in der Nähe einer Strasse sind, hocken sie am Strassenrand und achten darauf, dass kein Schaf auf die Strasse rennt. Und auch hier so ich Beduinen. Da ich ziemlich alleine unterwegs war, fiel ich diesen Beduinen natürlich sofort auf und sie winkten mich heran, ein Teeglas hochhaltend – eine Einladung zum Teetrinken! Das wollte ich mir nicht entgehen lassen und hielt an. Wir hockten am Strassenrand und versuchten zu kommunizieren. Es waren ungefähr 6 Männer und Burschen. Einer der jungen konnte ein paar Wörter in Englisch. Es war trotzdem lustig und ich trank mehrere Glas Tee. Nach ca einer halben Stunde machten wir Abschiedfotos und ich fuhr weiter. Es war einmal mehr herzlich und äusserst freundlich.

In Madaba besuchte ich die St. Georgskirche mit ihrer berühmten Bodenmosaikkarte. Das Madaba-Mosaik ist die älteste im Original erhaltene kartografische Darstellung des sogenannten Heiligen Landes und insbesondere Jerusalems. Sie stammt aus dem mittleren 6. Jahrhundert n. Chr. Die Mosaikkarte ist das erste geografische Bodenmosaik der Kunstgeschichte! Wenn ich schon so nahe daran vorbei kam, wollte ich mir das auch anschauen. Ich fand die Karte wirklich sehr interessant und bemerkenswert, wenn man bedenkt, wann diese Karte hergestellt wurde.

Nach einer Nacht in Madaba fuhr ich am nächsten Morgen über Amman direkt weiter zur Grenze und zurück nach Damascus. Das war an einem Tag locker zu bewältigen, denn wie gesagt, die Länder sind nicht so gross. Das waren ca. 450 km. Die Grenzüberquerung war wiederum sehr locker und in weniger als einer Stunde war ich wieder in Syrien.

Ich war lediglich etwa 8 Tage in Jordanien, aber es reichte locker, um das Wichtigste zu sehen und mir einen Eindruck zu verschaffen. Mir fiel auf, dass die Leute wirklich sehr, sehr gastfreundlich, ehrlich interessiert und warmherzig sind. Allerdings kann ich das nur von den Männern sagen, denn mit Frauen kommt man so gut wie nie in Kontakt. Ausnahme sind Christinnen, aber die sind krass in der Minderzahl. Überall wird man von Männer bedient, sogar das Putzpersonal in den Hotels ist männlich. Frauen spielen im öffentlichen Leben keine Rolle! Aber dasselbe kann ich auch von Syrien erzählen, die Länder sind sich sehr ähnlich. Allerdings mögen sich die beiden nicht so und in beiden Ländern wird gegenseitig über den anderen hergezogen. Doch die Gastfreundschaft und Herzlichkeit ist beiden gemeinsam. Wie oft wurden mir die zwei Äpfel, die ich auf dem Markt kaufen wollte, einfach geschenkt! Oder es wurde mir gleich noch ein halbes Kilo Trauben dazu geschenkt.

Auch sind beide Länder sehr sicher. Zum Beispiel konnte ich mein Motorräder praktisch nie in einer Garage oder Innenhof parkieren. Fast immer stand es über Nacht auf der Strasse. Die Leute sagten mir immer: „no problem!“. Die Leute rühren Fremde Sachen nicht an, nicht mal Kinder. Zumindest habe ich es nicht gesehen. Aber es geschah wirklich NIE irgendetwas. Das hätte ich mir in Lateinamerika nie träumen lassen… Auch fühlte ich mich abends oder in kleinen Nebengassen nie unsicher oder bedroht. Immer gibt’s ein Lächeln und keine dunklen Blicke!

Weiter ist mir aufgefallen, dass es so gut wie keine Motorräder in Jordanien gibt. Sehr selten sieht man mal einen Roller oder Scooter. Im Gegensatz zu Syrien, wo es sehr viel kleine Motorräder (bis 250 ccm) gibt. Entsprechend war das Aufsehen, wenn ich mit meiner vollbepackten Maschine irgendwo anhielt…

Da Essen ist ähnlich wie in Syrien. Viel Kebab, aber nicht wie bei uns. Sie servieren kleine Fleischwürfel (Lamm, Rind und Huhn) auf einem Haufen Reis im Teller. Dazu gibt’s gebratene Tomate, Zwiebel und Pfefferschote. Salat und Suppe wird auch viel gegessen. Dazubekommt man manchmal auf der Strasse herrliche Falafel (in Syrien mehr gesehen als in Jordanien). UND: super leckere Fruchtsäfte und „smoothies“ (mit Milch gemixt) gibt’s überall! In Syrien wie in Jordanien. Davon könnte ich leben!

Einzig die Frühstücke hängen mir langsam zu Halse raus. Immer gibt’s Schafskäse, Oliven, Tomaten, ein oder zwei gekochte Eier, Fladenbrot, manchmal auch Butter und Konfitüre oder Honig, selten auchHomos (der Kichererbsenbrei = sehr lecker!) oder saurer Joghurt. Dazu der obligatorische Tee oder auch Nescafé.

Auffallend ist auch, dass man Frauen in allen möglichen Verschleierungsarten sieht, ja sogar immer wieder gänzlich unverschleierte. Das zeigt, dass in Jordanien, aber auch in Syrien, eine grosse Toleranz zu anderen Religionen herrscht. Ich hatte sogar das Gefühl, dass die Leute stolz auf ihre Toleranz sind. Gut, ich war zu wenig lange in den Ländern um tiefer in der Volksseele zu forschen, aber der Eindruck hat sich ergeben und wurde auch bestätigt wenn ich mal ein (seltenes) Gespräch über Religion hatte. Tatsache ist, dass man nebst vielen Moscheen auch immer wieder Kirchen sieht. Es gäbe auch wenige Synagogen, gesehen habe ich aber keine

Nun gings also wieder zurück in die Türkei. Ich freute mich bereits jetzt auf wieder gut funktionierendes WIFI im Hotelzimmer...

 

16. Oktober 2010

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